Mario Rispo

Mario-Rispo-Foto-HVita

Mario Rispo wurde in Hamburg geboren. Dort war er lange Jahre in der Hamburger Kulturszene aktiv, unter anderem als Mitbegründer des Schmidt Theaters, welches er maßgeblich über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt machte.

Seit er für sich die türkische Kultur entdeckt hatte, veranstaltete er eine Vielzahl von deutsch-türkischen Events in Hamburg, Köln und Berlin.

Seine Liebe zur türkischen Musik brachte ihn dazu, am Türkischen Musik Konservatorium Berlin-Kreuzberg türkischen Gesang zu studieren. Zeitweise verlegte er seinen Lebensmittelpunkt neben Berlin und Hamburg nach Istanbul, um dort eine Karriere als Sänger zu starten.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland ehrte Mario Rispo für sein „Engagement als Musiker für das friedliche und gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft in unserem Land“. In Brüssel erhielt er den internationalen Musik-Preis das „Das silberne Pferd“.

 

Helga Othenin-Girard (Journalistin, „Die Zeit“) über Mario Rispo

Am Osdorfer Born in Hamburg kann man die Mär vom goldenen Löffel und der dazugehörenden Wiege getrost vergessen. So wird hier niemand geboren. Mit einem Ausländeranteil von mehr als 30%, die meisten davon Türken, liegt der Stadtteil weit über dem Durchschnitt der Hansestadt und gilt von jeher als problematisch.

Als eine von drei Hamburger Hochhaussiedlungen hatte der Osdorfer Born in den 70er Jahren nicht mehr zu bieten als ein Dach über dem Kopf. Der Umgangston ist bis heute rau geblieben, man rauft sich irgendwie zusammen. Auf dem Label der Kinderwagen, von Müttern in besten Teenageralter geschoben, steht nicht Viper Voyager oder Chicco Trio Black Mistral, dafür heißen die besten Freunde schon mal Savas und Baris – Krieg und Frieden. Doch damit endet bereits jede Analogie zum Tolstoiischen Epos.

Die Suche nach dem Sinn des Lebens trieb Mario Rispo in eine Welt, die fremder nicht hätte sein können. Der Sänger ist am Osdorfer Born aufgewachsen und folgte, anders als Fürst Bolkonski und Graf Besuchow, die sich auf der Suche nach Antworten auf die große Frage des Lebens in die Wirren des Kriegs stürzten, einem ganz anderen Weg. Verführt und verzaubert vom flirrenden Reigen einer fremdländischen Musik aus der Nachbarwohnung……..

Mario, Savas und Baris waren damals beste Freunde und begrüßten einander mit: Naber moruk ? – wie geht´s Dir Alter ? Deren Mutter Halime nahm den jungen Deutschen an die Hand und spielte ihm in der Küche Musik aus ihrer Heimat vor. Lieder so schwer wie Brokatvorhänge, fremd und schön. Langsam lernte der Junge vom Osdorfer Born die Interpreten kennen: Muazez Abaci, Zeki Müren und Bülent Ersoy. Als Mario mit 20 Jahren zum ersten Mal nach Istanbul kam, hatte ihn die türkisch Musik schon fest in ihr Netz aus Sehnsucht, Schmerz und ewiger Liebe gewoben. Musik, so heißt es, wird in den Herzen der Menschen geboren und wen sie erwählt hat, verlässt sie nie mehr.

Mario Rispo ist seiner Leidenschaft für die türkische Musik treu geblieben und hat eine Profession daraus gemacht. Nach jahrelangen Studium der türkischen Kunstmusik Türk Sanat Musik in Istanbul und Hamburg, stellt er in diesem Jahr sein erstes Bühnenprogramm vor.

Es ist eine Reise zurück zu den eigenen Wurzeln und zu den Ursprüngen der Türk Sanat Musik, die sich aus den religiösen Gesängen des Tasawuf speist, bis hin zu moderneren, türkischen Balladen. Eine Reise zu den Anfängen einer Leidenschaft, die bis heute anhält und schließlich zu dem Ursprung aller Musik führt, dem Schmerz der Liebe, aber auch dem Glück und Freude allen Seins.

Wenn Mario Rispo heute gefragt wird, wie er als Deutscher klassische türkische Musik singen kann, weiß er nur eine Antwort: „Musik füllt die Seele der Menschen, auch ohne Pass und Visum.“